Amanda Arrou-tea – Die Kraft der Weiblichkeit in Farbe und Wasser
Die Künstlerin Amanda Arrou-tea, besser bekannt als Mandi Oh, wurde in San Sebastián im Baskenland geboren. Ihre Kunst ist tief verwurzelt in der Verbindung zwischen Weiblichkeit, Wasser und der Suche nach Identität. Zwei ihrer beeindruckenden Wandgemälde sind auf dem Teufelsberg in Berlin zu finden: Summer Solstice (2020) und Born Again (2024), letzteres entstanden im Rahmen des Power of Female Art-Festivals.
Der Ozean als Inspirationsquelle
Schon in ihrer Kindheit fühlte sich Mandi Oh stark zu Meerjungfrauen hingezogen – für sie waren sie keine Fabelwesen, sondern reale Wesen mit einer tiefen symbolischen Bedeutung. Diese Faszination begleitete sie durch ihre gesamte künstlerische Laufbahn. Nach ihrem Studium der Bildenden Kunst zog sie nach Mexiko, wo sie strategisch in der Nähe von Cenoten lebte – jenen magischen, wassergefüllten Höhlen, in denen sie ihre ersten „Meerjungfrauen“ fand.
Ihre Reisen führten sie schließlich nach Berlin, wo sie sich als Künstlerin voll etablierte. Ihre Werke reflektieren weibliche Stärke und hinterfragen die Darstellung des weiblichen Körpers in einer von männlichen Blickwinkeln dominierten Kunstgeschichte.
Summer Solstice – Ein Monument der Freiheit
Das großflächige Wandgemälde Summer Solstice erstreckt sich über fast 120 m² im Innenhof des Teufelsbergs. Es ist Teil ihrer Mermaids-Serie, in der sie Frauen als selbstbewusste, natürliche Wesen darstellt – frei von gesellschaftlichen Erwartungen oder sexualisierenden Zuschreibungen.
Wasser ist für Mandi Oh das perfekte Medium, um diese Botschaft zu transportieren. Es symbolisiert Veränderung, Freiheit und die Verschmelzung von Realismus und Abstraktion. „Mermaids“ stehen für Frauen, die sich in ihrer ureigenen Kraft und Schönheit zeigen, die gehört und nicht objektifiziert werden wollen. In Summer Solstice wird die Magie eines flüchtigen Moments eingefangen – ein Ausdruck von Lebenskraft und Unabhängigkeit.
Born Again – Die Wiedergeburt der Frau
Vier Jahre später, 2024, schuf Mandi Oh im Rahmen des Power of Female Art-Festivals ein weiteres Werk auf dem Teufelsberg: Born Again. Diese Wandmalerei ist eine Hommage an Frauen, die durch Mutterschaft eine neue Identität erlangen.
Das Gemälde zeigt Kristiana, eine Freundin der Künstlerin aus Lettland, die vor Kurzem Mutter geworden war. Mandi Oh reflektiert mit diesem Werk nicht nur den körperlichen Prozess des Lebensgebens, sondern auch den sozialen Wandel, den Frauen nach einer Geburt erleben. Die Gesellschaft beginnt, sie ausschließlich als „Mütter“ wahrzunehmen – ihre vorherige Identität scheint in den Hintergrund zu treten. Born Again feiert diese Transformation und rückt die Frau als Individuum in den Fokus.
Feminismus als roter Faden
In all ihren Werken setzt sich Mandi Oh mit feministischen Themen auseinander. Sie hinterfragt die Objektifizierung des weiblichen Körpers und setzt sich für eine Gleichstellung ein, die das Wort „Frau“ aus gesellschaftlichen Problemen entfernt – denn es sollten nicht nur „Frauenprobleme“ sein, sondern universelle Themen.
Auch ihre kommenden Projekte bleiben dieser Linie treu. Aktuell arbeitet sie mit der EU und der UNESCO an einem neuen Wandbild auf der Insel Ustica in Sizilien, das sich mit Klimawandel und dem Schutz mariner Ökosysteme befasst. In Zukunft will sie ihre Stilrichtung weiterentwickeln – weg vom Hyperrealismus, hin zu einer fantastischen, surrealen Welt.
Ein bleibender Eindruck
Mandi Oh hinterlässt auf dem Teufelsberg nicht nur zwei beeindruckende Murals, sondern auch eine tiefgehende Botschaft. Ihre Kunst fordert auf subtile Weise zum Umdenken auf, indem sie die weibliche Erfahrung, Freiheit und Selbstbestimmung in den Mittelpunkt stellt. Mit ihren Mermaids, der Magie des Wassers und der Stärke der Frauen bleibt ihre Arbeit ein bedeutender Teil der Berliner Kunstszene.