Street-Art

Beiträge zum Thema „Street-Art“ am Teufelsberg Berlin.

Buchstabe N – DYR – Freiheit und Pop Art im urbanen Kontext

Der Teufelsberg ist ein Symbol für die kulturelle Vielfalt Berlins und ein Ort, an dem Künstler*innen ihre Botschaften auf unverwechselbare Weise ausdrücken können. Damian Yves Rohde, besser bekannt als DYR, ist einer der Künstler, die diesen besonderen Ort geprägt haben. Sein Beitrag zur #FreiheitBerlin-Installation zeigt seine unverwechselbare Handschrift und künstlerische Vision.

„Glitch Bitch“: Ein Statement für Freiheit und Vielfalt

Der Buchstabe „N“ aus der #FreiheitBerlin-Installation trägt den Titel „Glitch Bitch“ und spiegelt Damian Yves Rohdes Verständnis von Freiheit wider. Für DYR Freihet bedeutet: „man kann das machen und sagen, worauf man Lust hat, ohne jemanden zu schaden. Es ist ein Fundament, es eine Basis wo man auch nicht einer Meinung sein muss, sondern auch miteinander in einem respektvollen Rahmen Ansichten vortragen und sich streiten kann.“ In seinem Werk betont er die Bedeutung von Respekt gegenüber Geschlecht, Religion, Kleidung und Lebensstil – unabhängig von persönlichen Vorlieben.

Das Design des „N“ besticht durch leuchtende Farben, kontrastreiche Details und dynamische Formen. Die dargestellten Gesichter, typisch für DYRs Stil, wirken lebendig und ausdrucksstark. Die brillanten Farbakzente und der Einsatz von Mustern wie den „Glitches“ im Hintergrund verleihen dem Werk eine moderne, digitale Ästhetik, die gleichzeitig verspielt und gesellschaftlich relevant ist. Diese Verbindung zwischen Pop Art und sozialem Kommentar macht „Glitch Bitch“ zu einem Werk, das Freiheit im Berliner Kontext perfekt einfängt.

DYR erklärt: „Berlin steht dafür, eine Basis zu sein, wo jeder so rumlaufen kann, wie er oder sie möchte, und sagen kann, was man möchte, solange man nicht respektlos wird.“ Genau diese Essenz von Toleranz und Individualität hat er in seinem Beitrag umgesetzt.

Vom West-Berliner Kind zum international gefeierten Künstler

Damian Yves Rohde wurde 1985 in West-Berlin geboren und wuchs in einem multikulturellen Umfeld auf, das seine künstlerische Entwicklung nachhaltig prägte. Aufgewachsen in der Kreuzberger und Schöneberger Kunstszene, war er von jungen Kunststudentinnen bis hin zu etablierten Künstlerinnen umgeben. Früh entwickelte er eine Affinität zur Kunst, die von der Graffitikultur an der Berliner Mauer sowie durch Besuche in Ausstellungen beeinflusst wurde.

Seit 2020 hat sich DYR verstärkt der Pop Art zugewandt und einen einzigartigen Stil entwickelt. Dabei abstrahiert er Gesichter aus seinem engsten Umfeld, reduziert sie auf die nötigsten Merkmale und erschafft so Werke, die zugleich persönlich und universell sind. Seine Kunst ist nicht nur in Berlin, sondern auch international bekannt – mit Ausstellungen in Paris, London und weiteren Städten.

Zwischen Wildheit und Individualität

Neben seinem Beitrag zur #FreiheitBerlin-Installation hat DYR ein weiteres beeindruckendes Werk im Gallery-Tower geschaffen. Dieses Wandgemälde zeigt eine dynamische Kombination aus menschlichen und tierischen Elementen, die seine Pop-Art-Ästhetik perfekt widerspiegelt.

Im Zentrum des Murals steht ein großer, stilisierter Bärenkopf mit leuchtend orangefarbenen Sonnenbrillen und einem weit geöffneten Maul, das scharfe Zähne zeigt. Der Bär wirkt gleichzeitig aggressiv und verspielt – ein Symbol für die wilde, ungezähmte Energie Berlins, die doch immer mit einer modernen, kulturellen Schicht überzogen ist.

Links und rechts des Bärenkopfes sind abstrahierte menschliche Figuren dargestellt. Diese Personen wurden im gleichen stilistischen Ansatz wie die Gesichter auf dem Buchstaben „N“ gestaltet, der für DYRs Handschrift typisch ist. Die Verbindung von leuchtenden Farben, prägnanten Gesichtszügen und spielerischen Accessoires zeigt DYRs einzigartige Pop-Art-Interpretation von Individualität und Diversität.

Der Hintergrund des Murals ist in dunklen, lebendigen Farbtönen gehalten, die die Figuren und den Bären hervorheben. Die stilistische Parallele zwischen dem Mural und dem Buchstaben „N“ schafft eine erkennbare Linie, die DYRs Handschrift unverkennbar macht. Diese Ähnlichkeit zeigt, wie er seine künstlerische Identität konsequent in verschiedenen Werken einsetzt und gleichzeitig neue Geschichten erzählt.

Karskione – Wenn Kunst, Geschichte und Musik vereint

Am Teufelsberg in Berlin verschmelzen Kunst und Geschichte zu einem einzigartigen Ort, an dem Kreativität keine Grenzen kennt. Der niederländische Künstler Karski Roy Valk, bekannt als Karskione, hat im Mai 2024, während der Live Street Art Woche ein beeindruckendes Wandgemälde geschaffen, das Geschichte, Musik und Kunst auf eindrucksvolle Weise miteinander verbindet.

Eine Hommage an Geschichte und Symbolik

Karskiones Mural zieht die Blicke sofort auf sich: Eine Frau mit nachdenklichem, melancholischem Ausdruck, umgeben von schwebenden roten und blauen Ballons. Bei genauem Hinsehen lassen sich 99 Ballons zählen – eine klare Referenz an Nenas ikonischen Song „99 Luftballons“. Dieses Lied thematisiert die Überwachung und Spannungen während des Kalten Krieges, eine Geschichte, die untrennbar mit der Vergangenheit des Teufelsbergs als Radarstation verbunden ist.

Karski beschreibt seine Inspiration so: „An diesem Ort hat man in der Vergangenheit die Russen überwacht. Wenn ich in Deutschland bin, habe ich diesen Song immer im Kopf. Es war daher der perfekte Ort, um diese Idee umzusetzen, besonders mit den großen weißen Ballons, die früher für die Radarsysteme verwendet wurden.“

Das Werk zeigt Karskiones charakteristische Handschrift: eine perfekte Balance zwischen abstrakten Elementen und realistischer Darstellung. Die schwebenden Ballons vermitteln Leichtigkeit, während Farbtropfen und Details das Mural lebendig wirken lassen. Die harmonische Farbpalette aus Blau- und Rottönen verleiht dem Werk sowohl eine nostalgische als auch zeitlose Atmosphäre.

Doch das Wandgemälde ist mehr als nur eine künstlerische Darstellung. Es ist eine Reflexion über die Geschichte des Teufelsbergs und die Bedeutung von Freiheit und Überwachung. Mit diesem Werk regt Karskione zum Nachdenken an und verbindet die Vergangenheit des Ortes mit der universellen Botschaft von Freiheit und Frieden.

Ein Leben für die Kunst

Karskione, geboren in den Niederlanden, ist eine feste Größe in der internationalen Graffiti- und Street-Art-Szene. Schon mit 10 Jahren begann er seine Reise in die Welt der Kunst, als er nachts heimlich aus dem Fenster kletterte, um seine ersten Werke zu sprayen. Diese Leidenschaft hat ihn nie losgelassen und ihn zu einem weltweit gefeierten Künstler gemacht.

Sein Stil zeichnet sich durch eine einzigartige Kombination aus Fotografie und Graffiti aus, die seinen Werken Tiefe und einen unverwechselbaren Charakter verleiht. Mit lebendigen Farben, dynamischen Details und außergewöhnlicher Kreativität schafft er Kunstwerke, die gleichzeitig abstrakt und realistisch wirken.

Doch Karskiones Kunst geht über Ästhetik hinaus. Er engagiert sich in gemeinnützigen Projekten, arbeitet mit Waisenkindern und gestaltet Murals in Ländern wie Simbabwe, um soziale Botschaften zu vermitteln und Gemeinschaften zu stärken. Seine Werke erzählen Geschichten – von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Buchstabe I – Caro Pepe – Kreativität, die bewegt und inspiriert

Auf dem Teufelsberg vereint sich Geschichte mit moderner Kunst – ein Ort, an dem kreative Visionen Gestalt annehmen und Besucher*innen inspiriert werden. Eine der Künstlerinnen, die hier einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, ist Caro Pepe. Die argentinische Künstlerin und Muralistin, die seit 2012 in Berlin lebt, hat zwei beeindruckende Werke geschaffen: den Buchstaben „I“ für die #FreiheitBerlin-Installation und das Wandgemälde „Rebellion in the Carrousel“ im Rahmen des Power of Female Art Festivals 2024.

Visuelle Meditation

Caro Pepe hat mit ihrem Beitrag zur #FreiheitBerlin-Installation das Konzept von Freiheit in ihrer tiefsten, emotionalen Form interpretiert. Ihr Buchstabe „I“ ist nicht nur ein visueller Ausdruck, sondern auch ein philosophischer. Für Caro ist Kunst Freiheit – die Freiheit, Gefühle auszudrücken, Gedanken zu ordnen und sich von schweren Gedanken zu befreien. Sie beschreibt den kreativen Prozess als eine Art Meditation: „Kunst macht mich leichter, erfüllt mich, und befreit mich von unerwünschten Dingen.

Der Hintergrund des Werks zeigt gewundene, lebendige Pinselstriche in verschiedenen Schattierungen von Blau, die wie eine kraftvolle Bewegung wirken – als ob ein unsichtbarer Wind durch das Bild weht. Diese fließende Struktur verleiht dem Buchstaben eine besondere Energie und Dynamik, die Freiheit im Sinne von Bewegung und Veränderung darstellt.

Im Zentrum des Buchstabens befindet sich ein Zweig mit jungen, aufbrechenden Knospen. Dieses Motiv symbolisiert Wachstum, Neubeginn und die Befreiung von starren Strukturen. Die Knospen scheinen fast aus der Bewegung des Hintergrunds herauszuwachsen, was den Eindruck vermittelt, dass sie sich aus inneren Kräften emanzipieren. Dieses Zusammenspiel aus dynamischem Hintergrund und organischem Zentrum zeigt Caro Pepes Fähigkeit, visuelle und emotionale Ebenen miteinander zu verweben. Für Caro ist dieses Werk eine Reflexion über Freiheit als inneren Prozess: „Freiheit, die uns von belastenden Gedanken befreit, und Freiheit, die uns wachsen lässt.“

Introspektive Kunst

Caro Pepe begann ihre künstlerische Laufbahn in der Werbebranche als Art Director in Buenos Aires und Madrid, bevor sie sich entschied, ihre Leidenschaft für Kunst zu ihrem Lebensinhalt zu machen. Mit ihrem Umzug nach Berlin im Jahr 2012 startete sie ihre Karriere als freischaffende Künstlerin und Muralistin. Seitdem hat sie auf der ganzen Welt gemalt und ausgestellt – von Europa über Südamerika bis nach Asien.

Ihre Kunst ist geprägt von einer intimen Auseinandersetzung mit der emotionalen Welt. Besonders bekannt sind ihre „One-Eyed“-Frauen, die in vielen ihrer Werke auftauchen. Sie stehen für Subjektivität und die persönliche Wahrnehmung von Realität. „Wir alle sehen nur einen Teil der Wahrheit und definieren unsere Welt auf dieser Grundlage“, erklärt sie. Diese introspektive Sichtweise durchzieht ihr gesamtes Werk und macht es zu einer tief persönlichen und zugleich universellen Erfahrung.

Kraft und Veränderung

Neben dem Buchstaben „I“ schuf Caro Pepe während des Power of Female Art Festivals 2024 ein beeindruckendes Wandgemälde mit dem Titel „Rebellion in the Carrousel“. Dieses Werk, das auf der Wand der ehemaligen Kantine zu sehen ist, erzählt eine Geschichte von Resilienz und der Kraft, alte Muster zu durchbrechen.

In „Rebellion in the Carrousel“ steht die einäugige Frau im Mittelpunkt, umgeben von einem zerbrechenden Karussell. Das Karussell, ein Symbol für endlose Zyklen und repetitive Muster, wird von der Frau aktiv zerstört. Die fliegenden Fragmente und losen Bänder visualisieren den Moment der Befreiung – ein kraftvoller Akt des Durchbrechens und der Veränderung. Die Frau strahlt Entschlossenheit und Stärke aus, ihre Haltung ist aufrecht, und ihr Blick, obwohl nur mit einem Auge sichtbar, vermittelt Tiefe und Intensität.

Die technische Ausführung des Werkes unterstreicht die Dramatik und Symbolik. Caro Pepes Einsatz von Spray Paint, Acrylfarben und Wandemulsion bringt Bewegung und Lebendigkeit in die Szenerie. Die warmen Kupfertöne, kombiniert mit kühlen Blautönen, schaffen einen spannenden Kontrast zwischen der Stabilität der Hauptfigur und der Dynamik des zerfallenden Karussells. Aus der Nähe betrachtet offenbaren sich fein ausgearbeitete Details – wie die verzierte Mähne der Karussellpferde –, während das Werk aus der Ferne seine imposante Gesamtheit entfaltet.

Dieses Wandgemälde ist nicht nur eine ästhetische Leistung, sondern auch ein tiefgründiges Symbol für den Mut, aus alten Mustern auszubrechen. Es inspiriert die Betrachter*innen, über ihre eigenen Zyklen nachzudenken und den Schritt zur Veränderung zu wagen.

Buchstabe L – RON MILLER – die Köpfe hinter der Geisha

Auf dem Teufelsberg erwecken Künstler*innen aus aller Welt mit ihren Werken Geschichte und Kunst zum Leben. Besonders herausragend ist der Buchstabe „L“ der #FreiheitBerlin-Installation, gestaltet vom Berliner Künstlerduo RON MILLER. Mit ihrer einzigartigen Verbindung aus urbanem Stil, Konzeptkunst und Symbolik erzählen sie Geschichten von Freiheit, Identität und innerer Stärke.

Gefangen doch frei

Der Buchstabe „L“ sticht durch seine dynamischen Farben und starken Symbole sofort ins Auge. Im Zentrum steht eine gelbe Figur, gefesselt mit rosa Schnüren – eine deutliche Metapher für Einschränkungen. Doch die wahre Botschaft liegt in den Details: Die Figur, deren stilisierte Form an RON MILLERs ikonische Geisha erinnert, vermittelt durch ihre Haltung und die leuchtenden Farben eine kraftvolle innere Freiheit. Trotz der äußeren Begrenzungen bleibt ihr Geist unbegrenzt und ungebrochen.

Das Duo beschreibt ihre Vision folgendermaßen: „Freiheit bedeutet, die Möglichkeit zu haben, ohne Zwang und Einschränkungen zu denken, zu handeln und zu entscheiden. Unsere Protagonistin ist sinnbildlich an die Buchstaben getackert. Ihr Körper mag gefangen sein, doch ihre Gedanken schweifen in grenzenlose Weiten. In ihrem Geist blüht die Freiheit auf, ungebunden und unendlich, während ihr Körper festgehalten wird. Ihre Seele tanzt im Licht der unendlichen Möglichkeiten, frei wie der Wind.“

Die Geisha, ein zentrales Leitmotiv von RON MILLER, symbolisiert diese Botschaft perfekt. Inspiriert von einer vergangenen Liebe und der Begeisterung für asiatische Kultur, entwickelte sich das Motiv über die Jahre weiter. Heute steht die Geisha für die dynamische, urbane Identität, die sich an verschiedene Kontexte anpasst. Oft bleibt ihr Gesicht als weiße Fläche gestaltet, was den Betrachtern Raum für eigene Interpretationen gibt.

Zwei Freunde, eine Vision

Hinter dem Duo stehen die besten Freunde Ronny Kindt und Marcus Klüh, deren langjährige Freundschaft die Grundlage ihrer kreativen Vision bildet. Seit 2016 kombinieren sie ihre individuellen Stärken zu einem einzigartigen künstlerischen Stil. Marcus Klüh wuchs als kreatives Kind auf, das schon immer Dinge mit seinen eigenen Händen erschaffen wollte. Seine handwerkliche Begabung spiegelt sich in vielen ihrer Werke wider. Ronny Kindt, mit einem Hintergrund in Grafikdesign und Interior Design, ist seit über zehn Jahren als Creative Director tätig und bringt seine Leidenschaft für Design und asiatische Kultur in ihre Arbeiten ein.

Ihre Kunst verbindet urbane Ästhetik, Pop-Art und konzeptuelle Tiefe. Besonders ihr Leitmotiv, die Geisha, sowie ihre Fähigkeit, komplexe gesellschaftliche Themen wie Kommerzialisierung, Identität und Freiheit aufzugreifen, machen ihre Werke einzigartig.

Gelb, laut, kritisch: Kunstwerk am Turm

Ein weiteres Werk von RON MILLER war am Eingang des Turms auf dem Teufelsberg zu sehen, existiert dort jedoch nicht mehr. Das in leuchtendem Gelb gehaltene Werk trug das provokante Motto „FUCK FAME“, dass sich wie ein grafisches Muster über die gesamte Wand zog. Mit diesem Slogan kritisieren RON MILLER die oberflächliche Vergötterung von Ruhm und Popularität in einer Zeit, in der Kunst und Kultur zunehmend kommerzialisiert und digitalisiert werden. Der Slogan ist zugleich ironisch und ein Aufruf, sich auf Authentizität und künstlerische Freiheit zu besinnen.

Im Zentrum des Werks stand eine große Geisha mit einem roten Rechteck über den Augen und einer Maske, die an eine Schutzmaske erinnerte. Dieses Element verband das Werk subtil mit aktuellen gesellschaftlichen Themen. Ergänzt wurde die Szene durch viele kleine Geishas im Superman- oder lieber Superwoman-Kostüm, die die Wand belebten und die Vielschichtigkeit moderner Identität unterstrichen.

RON MILLERs Beitrag zur #FreiheitBerlin-Installation und ihre weiteren Arbeiten zeigen, wie Kunst gesellschaftliche Themen reflektiert und interpretiert. Die Geisha als Leitmotiv verkörpert die wandelbare Natur urbaner Identität, während ihre Werke gleichzeitig ironisch, tiefgründig und provokativ sind.

Buchstabe R – KOTTITAUBE – Tauben als Ausdruck

Wer das #FreiheitBerlin am Teufelsberg betrachtet, wird von dem mächtigen ‚R‘ in den Bann gezogen. Dieses Werk stammt von Till Jürgens, besser bekannt als KOTTITAUBE, einem Berliner Graffiti-Künstler und Kommunikationsdesigner. Sein Name verweist auf seine Wurzeln am Kottbusser Tor in Kreuzberg, wo er in den 80er Jahren aufwuchs – geprägt vom bunten Leben und der rebellischen Graffitikultur Berlins.

Die Sprache der Tauben

KOTTITAUBE nutzt das ‚R‘, um eine kraftvolle und vielschichtige Geschichte zu erzählen. Auf der einen Seite ist eine Taube von rotem Stacheldraht gefesselt – ein eindringliches Symbol für Einschränkung und Unterdrückung. Auf der anderen Seite löst sich der Stacheldraht, und die Taube fliegt in die Freiheit. Diese Gegensätze visualisieren die Spannung zwischen Kontrolle und Befreiung – eine universelle Thematik, die in vielen Kontexten weltweit relevant ist.

Die Taube selbst ist keine klassische weiße Friedenstaube, sondern eine graue Stadttaube – ein bewusst gewähltes Symbol für das urbane Leben. Sie steht für Anpassungsfähigkeit und Überlebenswillen, geprägt von der rauen Realität in Großstädten wie Berlin, wo KOTTITAUBE selbst aufwuchs.

Auf dem ‚R‘ finden sich die Worte „R wie fRRee Palestine! R wie Rafah! Lasst euch nicht den Schnabel verbieten!“ Diese Botschaften verweisen auf den israelisch-palästinensischen Konflikt und die Stadt Rafah im Gazastreifen, die symbolisch für Blockaden und militärische Auseinandersetzungen steht. Der rote Stacheldraht greift diese Thematik auf und wird zum Sinnbild der Einschränkungen und des gleichzeitigen Wunsches nach Freiheit.

Ein weiteres faszinierendes Detail ist die rote Figur, die auf der Taube reitet und eine weiße Fahne mit einer Wassermelone trägt. Die Wassermelone, deren Farben – Rot, Grün, Weiß und Schwarz – an die palästinensische Flagge erinnern, hat sich als Symbol des Widerstands etabliert. Sie wird oft als subtile Alternative genutzt, um kulturelle Identität und Zusammenhalt trotz Einschränkungen sichtbar zu machen.

Auch die wiederholte Betonung des Buchstabens ‚R‘ ist vielschichtig: „R wie fRRee Palestine!“ und „R wie Rafah!“ spielen nicht nur auf den Buchstaben an, sondern auch auf das Gurren der Taube – ein raues „Grrr“, das für Beharrlichkeit und Widerstandsfähigkeit steht.

Die Details des Kunstwerks sind beeindruckend: die Taube mit entschlossenem Blick, der rote Stacheldraht, der sich wie eine stumme Mahnung durch das Bild zieht, und die surrealen, kristallinen Formen am unteren Rand des Buchstabens. All diese Elemente verdeutlichen die Hindernisse, die überwunden werden müssen, um Freiheit und Frieden zu erreichen.

KOTTITAUBEs Wurzeln

KOTTITAUBE beschreibt sich selbst als einen Künstler, dessen Leben schon früh von Buchstaben geprägt war. Seine Liebe zu Typografie begann in seiner Jugend, als er gemeinsam mit anderen Graffiti-Künstler:innen internationale Anerkennung erlangte. Später vertiefte er seine Leidenschaft durch ein Studium im Kommunikationsdesign, das ihm neue Medien wie 3D-Modellierung, Videoanimation und Virtual Reality eröffnete.

Seine künstlerische Vielseitigkeit ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Leidenschaft für Buchstaben, Farben und Gestaltung. Vom Graffiti in den Straßen Kreuzbergs bis hin zu hochmodernen digitalen Projekten hat er es geschafft, Tradition und Innovation in seiner Kunst zu vereinen.

Eine Taube ohne Gesicht

Im zweiten Stock des Turms am Teufelsberg hat KOTTITAUBE ein weiteres eindrucksvolles Werk geschaffen: eine monumentale Stadttaube mit ausladender Flügelspannweite. Auffällig ist, dass das Gesicht der Taube verborgen bleibt – verdeckt durch eine rote Linie, die wie eine Barriere oder eine Trennlinie wirkt. Dieses Detail lässt Raum für Interpretationen: Es könnte auf die Unsichtbarkeit und das Schweigen hinweisen, mit dem nicht nur Stadttauben, sondern auch Menschen in urbanen oder konfliktreichen Umfeldern oft konfrontiert sind. Es erinnert daran, wie leicht Individuen übersehen oder an den Rand gedrängt werden.

Die kristallinen Strukturen um die Taube, die an zerbrochenes Glas oder Eis erinnern, verstärken den Kontrast zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit. Sie scheinen einerseits Hindernisse darzustellen, andererseits aber auch Schönheit inmitten von Gefahr. Dieses Spannungsfeld macht das Werk zu einer visuellen Metapher für die Herausforderungen des Lebens in urbanen Räumen oder konfliktbeladenen Kontexten.

Das Mural spiegelt KOTTITAUBEs charakteristischen Stil wider: die Auseinandersetzung mit Gegensätzen wie Stärke und Zerbrechlichkeit, Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Die Taube, ein Symbol für Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft, bleibt dennoch ein Mysterium. Sie fordert die Betrachtenden auf, genauer hinzusehen und ihre eigene Interpretation der vielschichtigen Botschaft zu finden.

Mit seinen Werken am Teufelsberg zeigt KOTTITAUBE nicht nur sein künstlerisches Können, sondern auch seine Fähigkeit, komplexe Botschaften durch subtile Symbole und kraftvolle Bilder zu vermitteln. Seine Tauben stehen für Widerstand, Anpassung und den unaufhörlichen Wunsch nach Freiheit – in Berlin und überall auf der Welt.

Fabifa – Tape Art neu definiert

Wenn du an Street Art denkst, kommt dir wahrscheinlich nicht sofort Klebeband in den Sinn – aber für Fabifa ist es das perfekte Medium. Und genau das hat sie auch am Teufelsberg bewiesen, wo sie mit ihrer außergewöhnlichen Tape Art ein beeindruckendes Werk geschaffen hat. Ihre Arbeiten verbinden klare Linien, lebendige Farben sowie tiefgründige Botschaften und machen Klebeband zu einem überraschend kraftvollen Ausdrucksmittel.

Freundschaft im Fokus

Beim Power of Female Art Festival im März 2024, anlässlich des Weltfrauentags, schuf Fabifa ein Werk mit dem Titel „Female Friendship„. Dieses Kunstwerk ist ein persönliches Statement der Künstlerin und zeigt sie selbst (links) sowie ihre drei besten Freundinnen, die sie seit Jahren begleiten. „Wir sind beste Freundinnen seit Jahren, und ich dachte, der heutige Tag ist perfekt, um weibliche Freundschaft zu beschreiben und uns zu feiern,“ erklärt sie.

Mit ihrem Markenzeichen, dem Klebeband, gestaltete Fabifa Figuren, die durch leuchtende Farben und präzise Linien pure Dynamik und Lebensfreude ausstrahlen. Die Kombination aus kräftigem Pink, Gelb und Türkis fängt die Energie und Stärke weiblicher Beziehungen ein. Die Figuren blicken einander mit einem Lächeln an, das Vertrautheit und Freude transportiert. Besonders beeindruckend ist, wie Fabifa durch die Verbindung von Geometrie und Farbe jede Figur mit Persönlichkeit und Emotion füllt.

Das Werk lädt dazu ein, über die Kraft der Freundschaft nachzudenken – über die Menschen, die uns stärken und inspirieren. Es ist nicht nur eine künstlerische Hommage, sondern auch eine emotionale Feier von Verbindungen, die unser Leben bereichern.

Fabifas Weg zur künstlerischen Selbstverwirklichung

Hinter dem Künstlernamen Fabifa steht Valeryia Losikava, geboren 1987 in Minsk, Belarus. 2015 zog sie nach Berlin – eine Stadt, die ihr völlig neue Freiheiten eröffnete. „Freiheiten der Selbstverwirklichung, Selbstausdruck, Sexualität und Politik,“ beschreibt sie die transformative Wirkung ihrer neuen Heimat.

Fabifas Kunst ist geprägt von Präzision, Emotion und einem feinen Gespür für Farben und Formen. Sie verbindet Einflüsse aus Berlins Clubkultur, sowjetischer Plakatkunst, japanischen Holzschnitten und ihrer eigenen Geschichte. So entsteht eine einzigartige Mischung aus traditionellen Elementen und modernen Perspektiven.

Für Fabifa ist Kunst weit mehr als ein Mittel des Ausdrucks – es ist eine Botschaft. „Meine Werke erzählen Geschichten von Freiheit und Transformation. Sie sind mein Weg, Emotionen und persönliche Erfahrungen sichtbar zu machen,“ erklärt sie.

Ketten sprengen

Bereits 2019 schuf Fabifa auf dem Teufelsberg eine monumentale Wand, die sich mit der Befreiung von Geschlechterklischees auseinandersetzte. Die 20 Meter hohe Arbeit zeigte eine Figur, die symbolisch Ketten sprengt – ein kraftvolles Bild für das Überwinden gesellschaftlicher Zwänge und Einschränkungen.

Besonders auffällig war der gezielte Einsatz von Farben: kräftiges Pink, Blau und Grau, die mit geschlechtstypischen Farbassoziationen spielten und diese bewusst hinterfragten. Der provokative Text „Eat Your Fetters“ rief dazu auf, sich von Einschränkungen zu befreien und Individualität zu leben.

Auch wenn dieses Werk heute nicht mehr existiert und vor Ort nicht mehr zu sehen ist, bleibt es ein wichtiger Teil von Fabifas künstlerischem Schaffen. Seine Botschaft und Bedeutung wirken jedoch weiter – als Teil der Geschichte des Teufelsbergs und als Symbol für den Mut, gesellschaftliche Normen zu hinterfragen.

Fabifa bewegt Berlin

Fabifa hat in Berlin mit ihrer innovativen Tape Art bereits große Aufmerksamkeit erregt. 2023 gestaltete sie die Fassade des Illuseums Berlin mit interaktiven Elementen wie Händen, Negativräumen und einer roten Herzschlaglinie, die Illusion und Emotion perfekt verbanden.

2021 schuf sie während des Lockdowns ein politisch starkes Werk für das Hebbel am Ufer Theater. Die Fassade thematisierte die pro-demokratischen Proteste in Belarus und wurde zu einem kraftvollen Symbol für sozialen Wandel.

Ein weiteres Highlight war ihre futuristische Installation „Project Cyberbase“ bei der Game Over Exhibition im Luce Studio. Hier vereinte sie Tape Art mit Musik, Projektionen und Interaktivität und schuf ein einzigartiges Erlebnis.

Mit diesen Projekten hat Fabifa gezeigt, dass Tape Art weit mehr ist als nur ein visuelles Medium. Sie hat es zu einer Plattform gemacht, die Emotionen, gesellschaftliche Themen und kreative Visionen auf eine Weise vereint, die ihresgleichen sucht. Doch für Fabifa ist das nur der Anfang. Sie plant, ihre künstlerischen Grenzen weiter auszuloten, neue Materialien zu erforschen und ihre Botschaften weltweit zu teilen.

Buchstabe E – CAZ.L – Kunst, die verbindet und inspiriert

CAZ.L gehört zu den spannendsten Namen der internationalen Street-Art-Szene. Mit ihren kraftvollen Stencil- und Wandbildern erweckt sie Mauern zum Leben und verbindet urbanes Lebensgefühl mit tiefgründigen Botschaften. Auf dem Teufelsberg hat sie gleich zwei beeindruckende Werke hinterlassen: das markante „E“ der #FreiheitBerlin-Buchstabeninstallation und das eindrucksvolle Mural „Medusa“, entstanden während des Power of Female Art Festivals 2024. Beide Werke erzählen Geschichten von Freiheit, Widerstand und der unbändigen Energie der Großstadt.

Die Diebe der Großstadt

Wenn du vor dem „E“ der #FreiheitBerlin-Installation stehst, begegnen dir zwei ikonische Stadtbewohner: eine Möwe und eine Krähe. Mit diesen beiden cleveren Vögeln hat CAZ.L den Geist der Großstadt eingefangen. Möwen und Krähen sind Meister der Anpassung – frei und unabhängig navigieren sie durch die urbanen Landschaften, nehmen sich, was sie brauchen, und lassen sich von keiner Barriere aufhalten.

Der Hintergrund des „E“ in leuchtendem Magenta lässt die beiden Vögel ausdrucksstark hervortreten. Um ihre Hälse baumelt jeweils ein Friedensanhänger, ein bewusst gewähltes Symbol, das die Botschaft der Freiheit mit der Forderung nach Frieden verbindet. Die Künstlerin beschreibt ihr Werk so: „Krähe und Möwe, die Diebe der Großstadt. Klug und geschickt nehmen sie sich die Freiheit.

Mit diesem Werk zeigt CAZ.L, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist, sondern mit Eigenverantwortung, Kreativität und Mut einhergeht. Die Vögel stehen für den unbändigen Willen zur Unabhängigkeit, aber auch für die Herausforderungen, die eine solche Freiheit mit sich bringt. Dieses „E“ ist nicht nur ein Buchstabe, sondern ein kraftvolles Statement über das Leben in der Stadt – rau, frei und voller Möglichkeiten.

CAZ.L und ihre Vision

Hinter dem Künstlernamen CAZ.L steht Ann, eine in Ost-Berlin geborene Künstlerin, die mit ihren außergewöhnlichen Stencil- und Wandbildern weltweit bekannt wurde. Ihre künstlerische Reise begann auf den Straßen Berlins, wo sie die Fassaden der Großstadt in beeindruckende Leinwände verwandelte. Um ihre Vision auch an den höchsten Wänden verwirklichen zu können – und dabei den spektakulären Blick über die Dächer der Stadt zu genießen – machte sie kurzerhand ihren Kranführerschein.

Ihre Werke zeichnen sich durch ein harmonisches Spiel von Farbe, Licht und Schatten aus, das sowohl kleinformatige als auch großflächige Kunstwerke zum Leben erweckt. Über ihre Mission sagt sie: „Meine Kunst soll unerwartete Lächeln hervorrufen und den Nachbarschaften ein Gefühl des Zusammenhalts schenken.

Als dreimalige Finalistin des World Stencil Art Prize hat sich CAZ.L längst in der internationalen Street-Art-Szene etabliert. Ihre Kunst ziert sowohl die Straßen von Städten in Europa und den USA als auch die Wände renommierter Galerien. Mit ihrer Arbeit verbindet sie Kreativität, soziale Botschaft und den Wunsch, Menschen miteinander zu verbinden.

Medusa: Zwischen Mythos und Realität

Ein beeindruckendes Mural von CAZ.L entstand im Rahmen des Power of Female Art Festivals anlässlich des Internationalen Frauentags im März 2024 und schmückt die Wände der Kantine auf Teufelsberg. Während das „E“ die urbane Freiheit und den Alltag der Großstadt thematisiert, richtet das Mural „Medusa“ den Blick auf eine andere Art von Freiheit – die der Selbstbestimmung und des Widerstands gegen Ungerechtigkeit.

Die mythologische Figur Medusa wird in diesem Werk auf eindringliche Weise neu interpretiert. Einst war Medusa eine Priesterin der Göttin Athena, bekannt für ihre außergewöhnliche Schönheit. Doch diese Schönheit wurde ihr zum Schicksal: Der Meeresgott Poseidon missbrauchte sie in Athenas Tempel. Athena, die dies als Schändung ihres Heiligtums betrachtete, verwandelte Medusa in ein Monster, das jeden Mann zu Stein erstarren ließ, der sie ansah.

Mit intensiven Farben, verschlungenen Schlangen, die als Haare ihre widersprüchliche Natur unterstreichen, und einem durchdringenden Blick zeigt CAZ.L Medusa in all ihrer Komplexität. Sie ist zugleich Opfer und mächtige Kämpferin, ein Symbol für Schmerz, Stärke und Transformation. Dieses Werk verschmilzt Mythologie mit einer modernen feministischen Perspektive und beleuchtet, wie Frauen oft durch äußere Gewalt gezwungen werden, ihre eigene Macht zu entdecken – eine Botschaft, die gerade im Rahmen des Power of Female Art Festivals besonders stark resoniert.

Ob du die cleveren Vögel des „E“ bewunderst oder vor dem durchdringenden Blick von „Medusa“ stehst – die Kunst von CAZ.L wird dich begeistern und berühren. Beide Werke laden zum Nachdenken ein und hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Honey Beebs – Graffiti mit Herz und Seele

Wenn du auf dem Weg zum Basketballhof bist, wirst du an einem besonderen Kunstwerk vorbeikommen: dem Wandbild der Berliner Graffiti-Künstlerin Honey Beebs, einer der bekanntesten weiblichen Stimmen der Graffiti-Szene Berlins. Im Rahmen des Power of Female Art Festivals im März 2024 hat sie mit ihrem charakteristischen Stil ein eindrucksvolles Wandbild auf dem Teufelsberg hinterlassen, das nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch eine klare Botschaft vermittelt.

Honey Beebs ist seit 2018 in der Graffiti-Welt aktiv und bekannt für ihr unverkennbares Style Writing, das sich auf klassische Buchstabenformen konzentriert. Ihre Arbeiten sind inspiriert von der Hip-Hop-Kultur und zeichnen sich durch lebendige Farbschemata und starke Konzepte aus. Dabei gelingt es ihr immer, ihre Botschaften direkt und zugleich spielerisch zu vermitteln.

Hier auf dem Teufelsberg hat sie für das Festival einen bewusst reduzierten und dennoch ausdrucksstarken Ansatz gewählt: Ihr Schriftzug „Honey“ sticht in großen, markanten Buchstaben hervor, begleitet von einem charmanten Cartoon-Charakter – einem lächelnden, wandelnden Stift mit der Botschaft „Make Mistakes“. Dieser kleine Begleiter erinnert uns daran, dass Fehler ein natürlicher und wichtiger Teil des kreativen Prozesses sind.

Besonders kraftvoll sind die Worte „Equality“ und „More Amor Por Favor“, die sie passend zum Weltfrauentag integriert hat. Damit setzt sie ein Zeichen für Gleichberechtigung und plädiert gleichzeitig für mehr Freundlichkeit und Liebe im Alltag: „Ich würde mir wünschen, dass wir alle netter zueinander sind.“ – erklärt Honey Beebs selbst. Diese Worte spiegeln perfekt den Kern ihrer Kunst wider – einen Aufruf zu Menschlichkeit, Respekt und Zusammenhalt.

Das Farbschema des Werks ist klar und harmonisch gehalten. Die zarten Pastelltöne, kombiniert mit kontrastreichem Schwarz und Rot, schaffen eine einladende Atmosphäre. Diese Mischung zieht aus der Ferne die Aufmerksamkeit auf sich und lädt bei näherer Betrachtung zum Entdecken der Details ein.

Vielleicht hast du Honey Beebs’ Kunst schon an anderen Orten gesehen. Sie hat unter anderem ein Wandbild im Freiland Potsdam gestaltet, das ihre unverwechselbare Handschrift trägt. Außerdem war sie Teil eines spannenden Projekts von Turbulence TXL, die die Frachtkantine des ehemaligen Flughafens Tegel in eine Open-Air-Location verwandeln möchten. Diese Orte zeigen, wie vielseitig und präsent ihre Arbeiten in der Street-Art-Szene sind.

Honey Beebs ist in der Berliner Graffiti-Szene längst eine feste Größe und hat mit ihren Arbeiten auch international Anerkennung gefunden. Ihre Werke stehen für Kreativität, Vielfalt und die Kraft, mit Graffiti wichtige Botschaften zu transportieren. Dieses Wandbild hier auf dem Teufelsberg ist ein perfektes Beispiel für ihren Stil: eine Verbindung aus klarer Ästhetik, spielerischen Elementen und tiefgründigen Botschaften.

Nimm dir einen Moment Zeit, um die Details dieses Werks zu entdecken. Schau dir die Linienführung an, die Farben, die Platzierung der Botschaften. Vielleicht inspiriert dich die Worte „Make Mistakes“ oder „More Amor Por Favor“ in deinen Alltag zu integrieren. Denn genau das ist es, was dieses Werk erreichen will: ein Stück mehr Freude, Menschlichkeit und Offenheit in die Welt zu bringen.

Buchstabe B – ENNICOLORs einzigartige Perspektive

Im Rahmen des #FreiheitBerlin-Projekts auf dem Teufelsberg hat das Berliner Künstlerduo ENNICOLOR den Buchstaben „B“ auf ihre einzigartige Art und Weise gestaltet. Das Duo, bestehend aus der multidisziplinären Künstlerin Enni Vuong und dem Künstler Kerim Yilmaz, schuf ein faszinierendes und vielschichtiges Werk, das die Idee von Freiheit in unserer modernen Gesellschaft neu interpretiert. Das Kunstwerk sticht durch seine markanten Farben und kraftvolle Symbolik hervor und lädt dazu ein, die Bedeutung von Freiheit und gesellschaftlichen Grenzen zu hinterfragen.

Freiheit als Prozess

Der Buchstabe „B“ ist ein vielschichtiges Kunstwerk, das tiefere Einblicke in das Thema Freiheit bietet. ENNICOLOR versteht Freiheit als einen „Ausbruch“ aus den gesellschaftlichen Normen und Beschränkungen. In diesem Bild zeigen sie verschiedene Schichten von Häusern, die symbolisch für soziale Klassen stehen. Die Häuser sind von Zäunen umgeben, die die Einschränkungen und Grenzen darstellen, denen wir als Individuen und als Gesellschaft unterliegen.

Die Zäune, die sich wie ein Netz über den Buchstaben ziehen, repräsentieren die vielen Barrieren – physische, soziale und psychologische – die unsere Lebensrealität prägen. Diese Barrieren können von der Gesellschaft auferlegt werden, aber auch das eigene Selbstbild kann zu einer Einschränkung werden. Nur wenige Menschen schaffen es, durch Lücken und Wege im System auszubrechen und echte Freiheit zu erleben. Das Kunstwerk verdeutlicht: Je weiter unten man sich in der sozialen Struktur befindet oder je negativer das Selbstbild ist, desto schwieriger wird es, die Freiheit zu finden.

Diese Darstellung von Freiheit geht tief – sie erfordert Mut, den Willen, Grenzen zu überwinden, und die Bereitschaft, sich Herausforderungen zu stellen. ENNICOLOR zeigt mit ihrem Werk, dass echte Freiheit nicht nur ein Zustand, sondern ein ständiger Prozess ist, der Einsatz und Gemeinschaftsgefühl verlangt. Ihr „B“ erinnert uns daran, dass Freiheit kein Privileg einiger Weniger sein sollte, sondern ein Ziel, das wir gemeinsam anstreben müssen.

Die kreative Fusion

ENNICOLOR vereint die Talente von Enni Vuong und Kerim Yilmaz, die beide ihre künstlerischen Wurzeln in den Bereichen Grafikdesign, Graffiti und Illustration haben. Enni, die asiatische Wurzeln hat und an der Münster School of Design studierte, liebt es, mit verschiedenen Materialien und Techniken zu experimentieren – von analoger Malerei bis hin zu digitalem Design. Kerim, ein autodidaktischer Künstler mit türkischen und niederländischen Wurzeln, begann seine kreative Reise in den Niederlanden als Graffiti-Künstler und entwickelte über die Jahre eine Leidenschaft für präzise Illustration und detailverliebte Holzarbeiten. Seine akkurate Linienführung und isometrischen Städte-Illustrationen sind unverkennbare Markenzeichen seiner Werke.

Zusammen bilden Enni und Kerim das Duo ENNICOLOR, das in der Berliner Kunstszene für seine innovativen und mehrschichtigen Werke bekannt ist. Ihre Arbeiten kombinieren Realismus, Surrealismus und geometrische Formen, wodurch sie einzigartige Kunstwerke schaffen, die stets eine starke Botschaft tragen

Kunst und Natur

Neben dem Buchstaben „B“ haben ENNICOLOR bereits 2023 ein beeindruckendes Wandgemälde auf dem Teufelsberg gestaltet. Das Mural zeigt eine faszinierende Szene, in der ein Wal vorsichtig einer jungen Frau begegnet. Über dem Werk steht die Aufschrift „I’m sorry for what we have done to you“. Die Szene ist tief berührend und ruft zum Nachdenken über das Verhältnis des Menschen zur Natur und die Auswirkungen unseres Handelns auf andere Lebewesen auf. Ohne direkt zu urteilen, fängt ENNICOLOR hier eine Botschaft der Reue und Verantwortung ein, die uns an unsere Verantwortung für die Welt um uns herum erinnert.

Mit ihrem Werk auf dem Buchstaben „B“ und dem eindrucksvollen Wal-Mural hat ENNICOLOR den Teufelsberg mit Botschaften von Freiheit, Verantwortung und Hoffnung bereichert. Wenn du den Buchstaben „B“ und weitere beeindruckende Werke auf dem Teufelsberg selbst erleben möchtest, kannst du unsere exklusive Street-Art-Tour buchen. Diese Tour ermöglicht dir den Zugang zum „Buchstaben-Dach“, einem Bereich, der normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Hier kannst du die Kunstwerke hautnah erleben und die Geschichten dahinter aus einer einzigartigen Perspektive entdecken.

Mone Uzi Crew – Zwischen Rauheit und Schönheit

Im September 2024 schuf der talentierte Graffiti-Künstler Mone Uzi Crew bei uns auf dem Teufelsberg ein beeindruckendes Mural, das nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch seine starke Botschaft ins Auge sticht. Die Wandmalerei befindet sich direkt neben dem großen Turmgebäude und erstreckt sich über mehrere Etagen – ein auffälliges Statement gegen Oberflächlichkeit, das in der rauen Umgebung des Teufelsbergs besonders kraftvoll wirkt.

Wer steckt hinter Mone Uzi Crew?

Hinter dem Künstlernamen „Mone Uzi Crew“ steht der Hamburger Christian Petersen. Geboren 1975 in Lübeck, arbeitet er heute hauptberuflich als Creative Director in einer Digitalagentur – doch sein Herz schlägt für Graffiti-Kunst. Seit den 1990er Jahren ist er als freischaffender Künstler aktiv und hat sich in den letzten zehn Jahren auf großflächige Wandproduktionen spezialisiert. Mit seinem Stil und seinen Figuren bringt er Lebensfreude und Fantasie auf die Wände und lässt uns die Welt ein Stück bunter sehen.

Mone Uzi Crews Markenzeichen sind übergroße Augen und Zähne, die seine Figuren zum Leben erwecken. Was auf den ersten Blick etwas „gewöhnungsbedürftig“ aussehen mag, entfaltet bei genauerem Hinsehen eine ganz eigene Sympathie und sogar Humor. „Wenn man einem Stock Augen und Zähne gibt, haucht man ihm spielerisch Leben ein“, erklärt Mone Uzi Crew. Mit diesem Ansatz erzeugt er Figuren, die gleichzeitig faszinieren und ein wenig zum Schmunzeln bringen.

Believe in your inner beauty

Das Mural auf dem Teufelsberg trägt den Titel „Believe in your inner beauty“ und greift die Thematik der Oberflächlichkeit auf. In einer faszinierenden Szene ermutigt eine scheinbar hässliche Figur eine kleinere, niedliche Figur mit den Worten „Believe in your inner beauty“ – ein Satz, der aus dieser Figur unerwartet und gerade deswegen so berührend wirkt. Dieser Kontrast bringt eine humorvolle und gleichzeitig tiefgründige Botschaft rüber: Schönheit ist nicht bloß eine Frage der Äußerlichkeiten, und vermeintlich positive Äußere bedeuten nicht zwangsläufig innere Stärke. Die beiden Charaktere verkörpern die Idee, dass wahres Selbstvertrauen von innen kommt.

Ein faszinierendes Detail des Murals sind die Fruchtscheiben im Kopf der großen Figur. Sie symbolisieren den Blick ins Innere und offenbaren eine „süße“ Seite, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist. Wer genau hinsieht, entdeckt zudem das kleine „M1“ im Fell der großen Figur – ein versteckter Hinweis auf Mone Uzi Crews Künstlernamen „M one“.

Mone Uzi Crews Stil kombiniert Dekonstruktion mit lebendigen Farben und klaren, geometrischen Formen, die auf spielerische Weise miteinander verschmelzen. Seine Figuren wirken nie bedrohlich, sondern strahlen eine positive Energie aus, die den Betrachter einlädt, die Details zu entdecken und seine eigene Interpretation zu finden. Seine Figuren haben einen ganz eigenen, charmanten Ausdruck und erinnern uns daran, dass Kunst manchmal einfach Spaß machen soll – und uns ein wenig zum Schmunzeln bringen kann.

Mone Uzi Crew hat dem Teufelsberg ein Mural gewidmet, das nicht nur den Ort bereichert, sondern auch zum Nachdenken anregt. Die Kunstwerke auf dem Teufelsberg sind immer einen Besuch wert, und das Werk der Mone Uzi Crew ist eines, das besonders ins Auge fällt. Lass dich inspirieren und entdecke, was der Teufelsberg für dich bereithält!