Street-Art

Beiträge zum Thema „Street-Art“ am Teufelsberg Berlin.

Denis Dendy – Kunst in 3D

Im Mai verwandelte der russische Künstler Denis Dendy im Rahmen der Live Street Art Woche im Mai 2024 einen ganzen Raum auf dem Teufelsberg in eine surreale Vision zwischen Mensch, Maschine und Idee. Seine Arbeit trägt den Titel „Techno Temple Room“ – und genau so fühlt es sich an, wenn man den Raum betritt: monumental, geheimnisvoll, digital.

Denis Dendy wurde in einem kleinen Dorf auf der russischen Halbinsel Kamtschatka geboren – am östlichsten Rand des riesigen Landes. Den ersten Kontakt zur urbanen Kunst hatte er später in St. Petersburg, wo er tief in die lokale Street-Art-Szene eintauchte. Dort nahm er an Festivals, Ausstellungen und Kollaborationen mit anderen Künstler*innen teil. 2022 verließ er Russland, reiste durch mehrere Länder und ließ sich schließlich in Berlin nieder.

Sein künstlerischer Ansatz ist klar definiert: Volumen, Tiefe und Perspektive. Denis kombiniert realistische Malerei mit geometrischer Abstraktion, spielt mit 3D-Illusionen und schafft durch die gezielte Integration von Licht, Schatten und Wandarchitektur eindrucksvolle Rauminstallationen. Seine Werke wirken wie digitale Renderings – doch sie sind mit der Spraydose umgesetzt, präzise und lebendig.

„Ich arbeite in der dritten Dimension. Ich beginne meine Werke in einem 3D-Programm. Für dieses Bild wollte ich das Thema ‚kreative Idee‘ visualisieren. Es zeigt einen Menschen aus Metall – eine Art künstliche Intelligenz oder digitale Entität, die unsere Ideen steuert. Der Raum ist wie ein Gehirn aufgebaut.“

Mit dieser Idee im Kopf entwickelte Denis ein Bild, das sich über alle drei Wandflächen eines rechteckigen Raums zieht. Zentral thront ein silbernes, maschinenartiges Gesicht, umgeben von leuchtend orangen Energiebändern, die durch den Raum wirbeln. Elemente scheinen aus der Wand zu ragen, fast greifbar. Gelbe Linien durchschneiden die Perspektive – wie digitale Impulse in einem neuronalen Netz.

„Das ist mein zweites Wandbild in Deutschland. Für mich ist es wichtig, dass meine Kunst nicht nur ästhetisch funktioniert, sondern auch ein Konzept transportiert.“ Der „Techno Temple Room“ ist genau das: ein Raum, der wie ein Gedankenraum funktioniert. Die visuelle Sprache erinnert an Sci-Fi-Welten, VR-Interfaces oder digitale Träume. Gleichzeitig bleibt das Werk offen für Interpretation – ein menschliches Gesicht, umgeben von Bewegung, Symbolen und Energie.

Der Teufelsberg, mit seiner Mischung aus Vergangenheit, Verfall und kreativer Wiederbelebung, bietet dafür den idealen Rahmen. Denis Dendy hat mit seinem Werk nicht nur einen Raum bemalt – er hat ihn in ein visuelles Erlebnis verwandelt, das Technik, Geist und Ästhetik miteinander verbindet.

BustArt – Pop-Graffiti zwischen Vergangenheit und Zukunft

Teufelsberg Berlin ist seit Jahren ein Magnet für Street Art-Künstler aus aller Welt. In dieser kreativen Kulisse hat BustArt, ein herausragender Vertreter des Graffiti-Pop, zwei beeindruckende Kunstwerke hinterlassen. Seine Werke aus den Jahren 2018 und 2023 zeigen nicht nur seine technische Finesse, sondern auch seine unverwechselbare Art, ikonische Charaktere aus ihrem Kontext zu lösen und ihnen neue Bedeutungen zu geben.

Das monumentale Wandgemälde

Im Oktober 2023 nahm BustArt am Street Art Festival am Teufelsberg teil und hinterließ ein imposantes Werk auf der Westseite des Hauptgebäudes. Mit einer Größe von 11 mal 14 Metern ist dieses Kunstwerk ein wahrer Blickfang. Die Entstehung war jedoch alles andere als einfach.

Wie BustArt selbst erzählt, begann der Prozess unter idealen Bedingungen mit Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Doch das Berliner Wetter im Oktober zeigte schnell seine Tücken: Regen, Wind und Kälte machten ihm das Malen schwer. Um sich zu schützen, baute er kurzerhand seine Hebebühne in ein provisorisches Zelt um, packte sich in fünf Schichten Kleidung ein und sorgte mit Musik für Motivation. Die Oberfläche der Wand erwies sich als besonders herausfordernd, da zahlreiche übermalte Farbschichten den Trocknungsprozess erschwerten. So musste er die Farbe mehrfach auftragen, bis das Ergebnis perfekt war. Nach sechs intensiven Tagen, an denen er als Erster auf dem Berg erschien und als Letzter ging, war das Werk vollendet.

Das Wandgemälde zeigt BustArts charakteristische Mischung aus Pop-Art, Graffiti und ikonischen Cartoon-Figuren. Zentral in der Komposition steht eine großformatige, dynamische Cartoon-Figur, die mit intensiven Farben und starken Kontrasten in den Vordergrund rückt. Um sie herum sind verschiedene popkulturelle Elemente zu entdecken: Comic-Helden, verzerrte Werbeikonen und abstrakte Muster, die an klassische Graffiti-Tags erinnern. Die „Cut and Paste“-Technik, bei der BustArt verschiedene Elemente aus unterschiedlichen Kontexten zusammenführt, sorgt für eine kraftvolle visuelle Sprache. Die überlagernden Farbschichten und bewusst gesetzten Unschärfen verleihen dem Werk eine gewisse Tiefe, die beim Betrachten immer neue Details enthüllt.

Popkulturelle Explosion

Bereits 2018 hinterließ BustArt ein weiteres Kunstwerk am Teufelsberg, das sich in der ersten Etage der Galerie befindet. Es zeigt eine Frau mit weit aufgerissenen Augen, ihr Blick wirkt überrascht oder gar erschrocken. Neben ihr prangt eine cartoonartige Katzenfigur, die schelmisch in die Szene hineinschaut. Die knalligen Farben – kräftiges Blau, leuchtendes Gelb und tiefes Rot – erzeugen eine intensive Bildwirkung. Die dynamische Komposition, in der verschiedene visuelle Elemente miteinander verschmelzen, verleiht dem Bild eine mitreißende Energie.

Dieses Werk ist ein perfektes Beispiel für BustArts frühere Schaffensphase, in der er sich intensiv mit Stencils und figurativen Motiven auseinandersetzte. Die klaren Linien und der plakative Stil erinnern an die Ästhetik von Vintage-Comicstrips, kombiniert mit modernen Street Art-Elementen. Auch hier zeigt sich sein Talent, bekannte Figuren in einen neuen, ungewohnten Kontext zu setzen und den Betrachter so zum Nachdenken anzuregen.

BustArt begann seine Karriere 1999 mit klassischem Graffiti, bevor er sich weiterentwickelte und seine Technik durch Reisen durch Europa verfeinerte. In Amsterdam fand er eine kreative Heimat und konzentrierte sich dort voll und ganz auf seine Kunst. Sein Stil wandelte sich über die Jahre von politischen Stencils hin zu ausgefeilten Kompositionen, in denen er klassische Graffiti-Elemente mit Pop-Art und Cartoon-Figuren verschmelzen ließ.

BustArt sieht Street Art nicht nur als künstlerischen Ausdruck, sondern als direkte Kommunikation mit den Menschen auf der Straße. Sein Ziel ist es, überraschende und farbenfrohe Werke zu schaffen, die die Betrachter zum Nachdenken anregen. Er hat bereits in Metropolen wie New York, London, Paris und Mumbai gearbeitet und hinterlässt weltweit Spuren seines unverkennbaren Stils.

Die beiden Kunstwerke am Teufelsberg sind Ausdruck seiner künstlerischen Entwicklung und zugleich Teil der lebendigen Street Art-Szene Berlins. Sie zeigen, wie sehr dieser Ort ein Magnet für kreative Küpnstler aus aller Welt ist und immer wieder neue Geschichten in Farbe erzählt.

Devita – Frauen im Fokus

Im März 2024 verwandelte das Power of Female Art Festival Teufelsberg in eine lebendige Leinwand für starke, künstlerische Statements. Eine der herausragenden Künstlerinnen dieses Jahres war Devita (Devata Pätsch), deren beeindruckendes Wandgemälde Besucher*innen in den Bann zieht.

Farbe, Ausdruck, Emotion

Das Werk, das Devita im Rahmen des Festivals auf Teufelsberg geschaffen hat, zieht mit seinem intensiven Ausdruck und seiner tiefgehenden Symbolik sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Es zeigt eine Frau mit dunklen, offenen Haaren, deren Blick durchdringend und zugleich verletzlich wirkt. Besonders eindrucksvoll ist die Geste ihrer Hand, die einen mit Stacheldraht umwundenen Hals berührt – ein starkes Bild für Unterdrückung, Widerstand und den Kampf um Selbstbestimmung.

Die Farbgebung des Porträts ist warm und erdig, mit einem tiefen Blau als Hintergrund, das die Intensität des Motivs noch verstärkt. Devita gelingt es, durch feine Nuancen in Mimik und Gestik eine starke emotionale Verbindung zwischen dem Kunstwerk und den Betrachtenden herzustellen. Ihre Technik kombiniert realistische Portraitkunst mit einer erzählerischen Symbolik, die sich nahtlos in die Thematik des Festivals einfügt.

Ihr Beitrag zum Power of Female Art Festival 2024 steht exemplarisch für ihre künstlerische Mission: Frauen in ihrer Vielschichtigkeit darzustellen, ihre Stärken und Herausforderungen sichtbar zu machen und gesellschaftliche Strukturen zu hinterfragen.

Devita im Porträt

Devita wurde 1985 in Cuxhaven geboren und lebt und arbeitet heute in Berlin. Ihre künstlerische Ausbildung absolvierte sie in Osnabrück und Leipzig mit dem Schwerpunkt Visuelle Medien in der Kunstpädagogik. Während ihrer Auslandsaufenthalte in Spanien, Argentinien und Mexiko prägte sie eine Vielfalt an kulturellen Einflüssen, die sich bis heute in ihrer Motivwahl widerspiegeln.

Ein zentrales Element ihrer Arbeit ist die Darstellung weiblicher Figuren. Ihre Portraits sind nicht nur realistische Abbildungen, sondern tragen auch eine tiefere Botschaft. Devita setzt sich intensiv mit Fragen der Emanzipation und gesellschaftlich verankerten Rollenbildern auseinander. Dabei integriert sie oft folkloristische Elemente, die ihre Werke besonders kraftvoll und erzählerisch machen.

 

Devita hat bereits in Metropolen wie Berlin, Leipzig, München, Melbourne und Adelaide gemalt. Ihre Arbeiten sind in den urbanen Landschaften dieser Städte fest verankert und geben Menschen eine Stimme, deren Geschichten oft nicht gehört werden.

Mit ihrem Wandgemälde auf Teufelsberg hat Devita nicht nur ein visuelles Highlight des Festivals geschaffen, sondern auch ein künstlerisches Statement gesetzt. Ihre Kunst berührt, regt zum Nachdenken an und bleibt in Erinnerung – genau das, was das Power of Female Art Festival ausmacht.

Sr. Papá Chango – Fantasie trifft Realität

Seit 2019 schmückt ein ganz besonderes Werk des mexikanischen Künstlers Sr. Papá Chango die erste Etage der Galerie. Mit seiner farbenfrohen, fast kindlichen Ästhetik erschafft der mexikanische Künstler eine Szene, die sowohl berührt als auch zum Nachdenken anregt. Seine Kunst verbindet Fantasie mit dem Alltag und setzt ein klares Zeichen für Menschlichkeit, Offenheit und globale Verbundenheit.

Eine Szene voller Emotionen

Das Mural trägt den Namen „No Borders! Will accept love“ und zeigt eine Gruppe skurriler, pelziger Wesen in intensiven Farben. Auf der linken Seite sitzt ein großes, traurig wirkendes, blaues Wesen mit gesenktem Blick. Vor ihm steht ein Schild mit der Aufschrift „Will accept love“ – eine Botschaft, die in ihrer Schlichtheit tief trifft. Gegenüber steht ein kleineres, rot-orangefarbenes Wesen mit ausgestreckten Armen, als ob es Trost oder Freundschaft anbieten möchte. Dazwischen ein kleiner Hund – eine universelle Metapher für Loyalität und bedingungslose Liebe. Die Szene strahlt eine berührende Mischung aus Melancholie, Hoffnung und Verbundenheit aus.

Der Titel „No Borders! Will accept love“ gibt dem Werk eine noch tiefere Bedeutung. Auf den ersten Blick könnte man „No Borders“ politisch verstehen – als Kritik an physischen Grenzen zwischen Ländern. Doch das Mural spricht eine universellere Sprache: Welche Grenzen errichten wir im Alltag? Es geht um soziale Barrieren, um Ausgrenzung und um die Mauern, die zwischen Menschen bestehen.

Das große blaue Wesen wirkt nicht nur traurig – es scheint isoliert, übersehen, vielleicht sogar ignoriert. Doch es bittet nicht um Geld oder materielle Hilfe, sondern um etwas viel Grundlegenderes: Liebe. Es ist eine stille Erinnerung daran, dass jeder Mensch – unabhängig von Herkunft oder sozialem Status – das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Zuneigung hat. Sr. Papá Chango bringt uns mit diesem Werk dazu, über unsere eigenen Grenzen nachzudenken und darüber, wie oft wir diejenigen übersehen, die eigentlich nur ein wenig Mitgefühl brauchen.

Kunst als Sprache für globale Themen

Sr. Papá Chango ist ein mexikanischer Künstler mit Wohnsitz in Berlin. Seine Werke zeichnen sich durch eine einzigartige Mischung aus Fantasie und Alltag aus. Er erschafft bunte, lebendige Welten voller Charaktere, die auf den ersten Blick verspielt wirken, aber tiefgründige Botschaften vermitteln.

Es ist mir sehr wichtig, Menschen für aktuelle globale Themen zu sensibilisieren. Deshalb informiere ich mit meinen unschuldigen Murals auf klare und einfache Weise – mit der Absicht, Herz und Verstand zu berühren.

Seine Kunst geht über Ästhetik hinaus – sie ist ein Instrument, um gesellschaftliche und politische Themen sichtbar zu machen. Grenzen, soziale Ungerechtigkeit und menschliche Verbundenheit sind wiederkehrende Motive in seinen Werken. Das Mural am Teufelsberg verdeutlicht dies auf eine poetische Weise: Liebe kennt keine Grenzen, und jeder verdient Zuneigung und Mitgefühl.

In den letzten sechs Jahren hat Sr. Papá Chango seine Kunst auf der ganzen Welt ausgestellt – von Deutschland über Spanien, Rumänien, Australien, die Niederlande, Belgien, Kolumbien bis hin zu Mexiko. Sein Ziel ist es, nicht nur Kunstwerke zu hinterlassen, sondern auch mit Gemeinschaften und Menschen in Kontakt zu treten.

Mit seinem Mural am Teufelsberg ist es ihm gelungen, einen Teil der Urban Art Culture in Berlin mitzugestalten und eine bleibende Botschaft zu hinterlassen. Sein Werk erinnert uns daran, dass Empathie, Liebe und Zusammenhalt universelle Werte sind – unabhängig von Herkunft, Grenzen oder Sprache. Das Kunstwerk lädt dazu ein, einen Moment innezuhalten, die Botschaft auf sich wirken zu lassen – und vielleicht auch darüber nachzudenken, wie wir selbst ein kleines bisschen mehr Liebe in die Welt bringen können.

Madcins – Psychedelische Street Art trifft auf Berlins Underground

Hoch oben auf der Dachterrasse des Teufelsbergs strahlt seit Mai 2024 ein neues, energiegeladenes Kunstwerk: das Mural von Madcins, entstanden im Rahmen der Live Street Art Woche 2024. Mit leuchtenden Farben, hypnotischen Augen und grinsenden Gesichtern zieht es sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Doch hinter dieser verspielten Fassade steckt weit mehr – eine intensive Auseinandersetzung mit Kontrasten, Emotionen und der einzigartigen Atmosphäre Berlins.

Psychedelische Visionen in Pink und Lila

Madcins beschreibt sein Werk als eine Mischung aus psychedelischen Augen und breiten, leicht unheimlichen Grinsen, die in kräftigen Farben über die Wand tanzen. Sein Werk ist eine Kombination aus leuchtenden Farben und surrealen Elementen, die perfekt zur Underground-Kultur Berlins passen: „Ich habe mich für einen psychedelischen Stil entschieden, weil er – aus meiner Sicht – perfekt zur Underground-Szene Berlins passt: starke Techno-Beats, Freiheit, Exzess und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.“

Die dominierende Farbe Pink wurde bewusst gewählt, um sich von der oft grauen Kulisse der Stadt abzuheben. Das Werk spielt mit Widersprüchen: zwischen Ordnung und Chaos, zwischen dem kalten Stadtbild und der wilden Energie, die in Berlins Straßen und Clubs pulsiert.

Seine Kunst ist nicht nur eine visuelle Explosion, sondern spiegelt auch das Spannungsfeld der Stadt wider. Berlin ist roh, düster und urban, doch gleichzeitig voller Kreativität, Freiheit und künstlerischer Energie. Madcins fängt genau diese Dynamik ein, indem er seine grellen, surrealen Figuren auf die Oberfläche der alten Abhörstation bringt.

Von Buenos Aires nach Berlin

Hinter dem Künstlernamen Madcins steckt Juan Manuel, geboren 1991 in Buenos Aires. Seine Reise in die Kunst begann schon früh – als Kind fiel es ihm schwer, sich an Regeln zu halten, und er geriet oft in schwierige Situationen. Doch es gab eine Sache, die ihm half, seine Emotionen auszudrücken: die Kunst. „Kunst wurde für mich zu mehr als nur einer Beschäftigung – sie wurde mein Rettungsanker. Malen war meine Art zu sprechen, wenn Worte nicht ausreichten.“

Mit der Zeit wurde ihm bewusst, dass seine Kunst mehr als nur ein persönlicher Ausdruck war: Sie diente als Brücke, um mit anderen zu kommunizieren und tiefere Fragen des Lebens zu erforschen. Sein Weg führte ihn um die Welt, wo er verschiedene Kulturen und Kunststile aufnahm – von der Street Art Lateinamerikas über die traditionellen Handwerkskünste Asiens bis hin zu den kräftigen Farben und Mustern Europas.

Heute lebt und arbeitet Madcins hauptsächlich in Barcelona, wo er sich nicht nur auf Murals spezialisiert, sondern auch auf Live-Art-Performances. Besonders spannend ist sein Ansatz, Kunst nicht nur auf Wänden, sondern auch auf menschlichen Körpern, Kleidung oder anderen unkonventionellen Leinwänden zu präsentieren.
Seine Kunst ist nicht nur visuell beeindruckend, sondern interaktiv – er möchte, dass Betrachter*innen in seinen Werken ihre eigenen Geschichten entdecken und eine persönliche Verbindung zu den dargestellten Emotionen finden.

Seine Werke sind weltweit zu finden – darunter in Costa Rica, Buenos Aires, Spanien, Brasilien, Mexiko und Berlin. Überall hinterlässt er seine bunte, urbane Handschrift, die stets von Bewegung, Emotionen und Kontrasten lebt.

Sein Werk auf dem Teufelsberg ist ein weiteres Meisterstück in seinem Portfolio – ein Kunstwerk, das nicht nur die Architektur der ehemaligen Abhörstation transformiert, sondern auch die pulsierende Energie des Ortes einfängt.

Land of Julia – Eine brasilianische Hommage auf dem Teufelsberg

Während des Power of Female Art Festivals im März 2024 erhielt der Jambalya-Turm auf dem Teufelsberg ein neues Gesicht. Direkt von der Bar aus sichtbar, schmückt nun ein farbenfrohes Wandgemälde von Júlia Mota Albuquerque, besser bekannt als Land of Júlia, die markante Struktur. Ihre Arbeit verbindet brasilianische Kunstgeschichte mit ihrem eigenen illustrativen Stil und setzt ein lebendiges Zeichen für kulturelle Vielfalt und weibliche Stärke.

Eine Hommage an Tarsila do Amaral

Júlia ließ sich für ihr Mural auf dem Teufelsberg von einer der berühmtesten brasilianischen Malerinnen inspirieren: Tarsila do Amaral. Besonders ihr ikonisches Werk Abaporú, das als eines der wichtigsten Werke der modernen brasilianischen Kunst gilt, diente als Vorlage. In Abaporú sitzt eine überproportionale Figur in einer weiten Landschaft, umgeben von einem Kaktus, unter einem strahlend blauen Himmel. Die Farbpalette – Blau, Gelb und Grün – spiegelt die Farben der brasilianischen Flagge wider.

Für ihr Wandbild übertrug Júlia diese Elemente in ihren eigenen Stil. Ihr Markenzeichen ist eine flächige, fast cartoonartige Ästhetik, die aus ihrer Arbeit als Illustratorin stammt. Das Ergebnis ist eine moderne Interpretation von Amarals Werk, die nicht nur als Hommage an die brasilianische Kunstgeschichte dient, sondern auch eine visuelle Verbindung zwischen Berlin und Brasilien schafft.

Das Power of Female Art-Festival feierte Frauen in der Kunst und setzte ein klares Zeichen für mehr Sichtbarkeit und Gleichberechtigung im Kunstbetrieb. Júlias Wandbild war dabei ein perfektes Beispiel für die Bedeutung weiblicher Kunst – sowohl als Inspiration als auch als aktiver Beitrag zur zeitgenössischen Kunstszene. Ihr Wandbild auf dem Teufelsberg zeigt eindrucksvoll, wie weibliche Künstlerinnen Geschichte schreiben – damals wie heute.

Kunst zwischen Berlin und Brasilien

Júlia Mota Albuquerque stammt aus Minas Gerais, einem großen Bundesstaat im Südosten Brasiliens. Obwohl sie derzeit in Berlin lebt, pendelt sie regelmäßig zwischen beiden Ländern und ist oft auf Reisen – sei es für künstlerische Projekte oder einfach aus Leidenschaft für neue Orte.

Ihr künstlerisches Spektrum ist breit: Sie arbeitet sowohl an digitalen Illustrationen für Branding, Werbung und Publikationen als auch an großflächigen Wandbildern und Installationen. Besonders wichtig ist ihr, Kunst für alle zugänglich zu machen. Deshalb zieht es sie immer wieder in urbane Räume, wo sie mit ihren Murals nicht nur das Stadtbild bereichert, sondern auch lokale Gemeinschaften einbezieht.

Vielfalt und Zusammenhalt als Leitmotive

Die Themen, die Júlia in ihrer Kunst behandelt, drehen sich um Vielfalt, Inklusion und Gemeinschaft. Ihre Murals sind nicht nur farbenfrohe Hingucker, sondern tragen eine tiefere Botschaft: Sie sollen Menschen zusammenbringen und die Städte, in denen sie entstehen, positiv beeinflussen. Genau deshalb fühlt sie sich von belebten Metropolen besonders angezogen – ihre Kunst soll nicht nur gesehen, sondern erlebt werden.

Neben Wandmalerei experimentiert sie regelmäßig mit neuen Medien. Sie illustriert, animiert, bemalt Objekte und beschäftigt sich mit textilen Techniken wie Tufting. Ihr langfristiges Ziel ist es, groß angelegte Installationen im öffentlichen Raum zu schaffen – Projekte, die nicht nur Kunst, sondern auch Interaktion ermöglichen.

Júlias Werke sind mittlerweile in mehreren Ländern zu finden. Ihre Murals zieren Wände in Frankreich, Belgien, Deutschland, Tschechien und Brasilien. Ihre künstlerische Handschrift ist unverkennbar: kräftige Farben, klare Formen und eine verspielte, aber dennoch tiefgründige Bildsprache.

Mit ihrem Beitrag zum Power of Female Art-Festival hat Júlia Mota Albuquerque nicht nur einen neuen Blickfang auf dem Teufelsberg geschaffen, sondern auch ein Stück brasilianischer Kunstgeschichte nach Berlin gebracht. Ihr Werk ehrt die legendäre Tarsila do Amaral und fügt sich gleichzeitig perfekt in Júlias persönliche Vision von Kunst ein: bunt, zugänglich und mit einer starken Botschaft versehen.

Amanda Arrou-tea – Die Kraft der Weiblichkeit in Farbe und Wasser

Die Künstlerin Amanda Arrou-tea, besser bekannt als Mandi Oh, wurde in San Sebastián im Baskenland geboren. Ihre Kunst ist tief verwurzelt in der Verbindung zwischen Weiblichkeit, Wasser und der Suche nach Identität. Zwei ihrer beeindruckenden Wandgemälde sind auf dem Teufelsberg in Berlin zu finden: Summer Solstice (2020) und Born Again (2024), letzteres entstanden im Rahmen des Power of Female Art-Festivals.

Der Ozean als Inspirationsquelle

Schon in ihrer Kindheit fühlte sich Mandi Oh stark zu Meerjungfrauen hingezogen – für sie waren sie keine Fabelwesen, sondern reale Wesen mit einer tiefen symbolischen Bedeutung. Diese Faszination begleitete sie durch ihre gesamte künstlerische Laufbahn. Nach ihrem Studium der Bildenden Kunst zog sie nach Mexiko, wo sie strategisch in der Nähe von Cenoten lebte – jenen magischen, wassergefüllten Höhlen, in denen sie ihre ersten „Meerjungfrauen“ fand.

Ihre Reisen führten sie schließlich nach Berlin, wo sie sich als Künstlerin voll etablierte. Ihre Werke reflektieren weibliche Stärke und hinterfragen die Darstellung des weiblichen Körpers in einer von männlichen Blickwinkeln dominierten Kunstgeschichte.

Summer Solstice – Ein Monument der Freiheit

Das großflächige Wandgemälde Summer Solstice erstreckt sich über fast 120 m² im Innenhof des Teufelsbergs. Es ist Teil ihrer Mermaids-Serie, in der sie Frauen als selbstbewusste, natürliche Wesen darstellt – frei von gesellschaftlichen Erwartungen oder sexualisierenden Zuschreibungen.

Wasser ist für Mandi Oh das perfekte Medium, um diese Botschaft zu transportieren. Es symbolisiert Veränderung, Freiheit und die Verschmelzung von Realismus und Abstraktion. „Mermaids“ stehen für Frauen, die sich in ihrer ureigenen Kraft und Schönheit zeigen, die gehört und nicht objektifiziert werden wollen. In Summer Solstice wird die Magie eines flüchtigen Moments eingefangen – ein Ausdruck von Lebenskraft und Unabhängigkeit.

Born Again – Die Wiedergeburt der Frau

Vier Jahre später, 2024, schuf Mandi Oh im Rahmen des Power of Female Art-Festivals ein weiteres Werk auf dem Teufelsberg: Born Again. Diese Wandmalerei ist eine Hommage an Frauen, die durch Mutterschaft eine neue Identität erlangen.

Das Gemälde zeigt Kristiana, eine Freundin der Künstlerin aus Lettland, die vor Kurzem Mutter geworden war. Mandi Oh reflektiert mit diesem Werk nicht nur den körperlichen Prozess des Lebensgebens, sondern auch den sozialen Wandel, den Frauen nach einer Geburt erleben. Die Gesellschaft beginnt, sie ausschließlich als „Mütter“ wahrzunehmen – ihre vorherige Identität scheint in den Hintergrund zu treten. Born Again feiert diese Transformation und rückt die Frau als Individuum in den Fokus.

Feminismus als roter Faden

In all ihren Werken setzt sich Mandi Oh mit feministischen Themen auseinander. Sie hinterfragt die Objektifizierung des weiblichen Körpers und setzt sich für eine Gleichstellung ein, die das Wort „Frau“ aus gesellschaftlichen Problemen entfernt – denn es sollten nicht nur „Frauenprobleme“ sein, sondern universelle Themen.

Auch ihre kommenden Projekte bleiben dieser Linie treu. Aktuell arbeitet sie mit der EU und der UNESCO an einem neuen Wandbild auf der Insel Ustica in Sizilien, das sich mit Klimawandel und dem Schutz mariner Ökosysteme befasst. In Zukunft will sie ihre Stilrichtung weiterentwickeln – weg vom Hyperrealismus, hin zu einer fantastischen, surrealen Welt.

Ein bleibender Eindruck

Mandi Oh hinterlässt auf dem Teufelsberg nicht nur zwei beeindruckende Murals, sondern auch eine tiefgehende Botschaft. Ihre Kunst fordert auf subtile Weise zum Umdenken auf, indem sie die weibliche Erfahrung, Freiheit und Selbstbestimmung in den Mittelpunkt stellt. Mit ihren Mermaids, der Magie des Wassers und der Stärke der Frauen bleibt ihre Arbeit ein bedeutender Teil der Berliner Kunstszene.

Buchstabe N – DYR – Freiheit und Pop Art im urbanen Kontext

Der Teufelsberg ist ein Symbol für die kulturelle Vielfalt Berlins und ein Ort, an dem Künstler*innen ihre Botschaften auf unverwechselbare Weise ausdrücken können. Damian Yves Rohde, besser bekannt als DYR, ist einer der Künstler, die diesen besonderen Ort geprägt haben. Sein Beitrag zur #FreiheitBerlin-Installation zeigt seine unverwechselbare Handschrift und künstlerische Vision.

„Glitch Bitch“: Ein Statement für Freiheit und Vielfalt

Der Buchstabe „N“ aus der #FreiheitBerlin-Installation trägt den Titel „Glitch Bitch“ und spiegelt Damian Yves Rohdes Verständnis von Freiheit wider. Für DYR Freihet bedeutet: „man kann das machen und sagen, worauf man Lust hat, ohne jemanden zu schaden. Es ist ein Fundament, es eine Basis wo man auch nicht einer Meinung sein muss, sondern auch miteinander in einem respektvollen Rahmen Ansichten vortragen und sich streiten kann.“ In seinem Werk betont er die Bedeutung von Respekt gegenüber Geschlecht, Religion, Kleidung und Lebensstil – unabhängig von persönlichen Vorlieben.

Das Design des „N“ besticht durch leuchtende Farben, kontrastreiche Details und dynamische Formen. Die dargestellten Gesichter, typisch für DYRs Stil, wirken lebendig und ausdrucksstark. Die brillanten Farbakzente und der Einsatz von Mustern wie den „Glitches“ im Hintergrund verleihen dem Werk eine moderne, digitale Ästhetik, die gleichzeitig verspielt und gesellschaftlich relevant ist. Diese Verbindung zwischen Pop Art und sozialem Kommentar macht „Glitch Bitch“ zu einem Werk, das Freiheit im Berliner Kontext perfekt einfängt.

DYR erklärt: „Berlin steht dafür, eine Basis zu sein, wo jeder so rumlaufen kann, wie er oder sie möchte, und sagen kann, was man möchte, solange man nicht respektlos wird.“ Genau diese Essenz von Toleranz und Individualität hat er in seinem Beitrag umgesetzt.

Vom West-Berliner Kind zum international gefeierten Künstler

Damian Yves Rohde wurde 1985 in West-Berlin geboren und wuchs in einem multikulturellen Umfeld auf, das seine künstlerische Entwicklung nachhaltig prägte. Aufgewachsen in der Kreuzberger und Schöneberger Kunstszene, war er von jungen Kunststudentinnen bis hin zu etablierten Künstlerinnen umgeben. Früh entwickelte er eine Affinität zur Kunst, die von der Graffitikultur an der Berliner Mauer sowie durch Besuche in Ausstellungen beeinflusst wurde.

Seit 2020 hat sich DYR verstärkt der Pop Art zugewandt und einen einzigartigen Stil entwickelt. Dabei abstrahiert er Gesichter aus seinem engsten Umfeld, reduziert sie auf die nötigsten Merkmale und erschafft so Werke, die zugleich persönlich und universell sind. Seine Kunst ist nicht nur in Berlin, sondern auch international bekannt – mit Ausstellungen in Paris, London und weiteren Städten.

Zwischen Wildheit und Individualität

Neben seinem Beitrag zur #FreiheitBerlin-Installation hat DYR ein weiteres beeindruckendes Werk im Gallery-Tower geschaffen. Dieses Wandgemälde zeigt eine dynamische Kombination aus menschlichen und tierischen Elementen, die seine Pop-Art-Ästhetik perfekt widerspiegelt.

Im Zentrum des Murals steht ein großer, stilisierter Bärenkopf mit leuchtend orangefarbenen Sonnenbrillen und einem weit geöffneten Maul, das scharfe Zähne zeigt. Der Bär wirkt gleichzeitig aggressiv und verspielt – ein Symbol für die wilde, ungezähmte Energie Berlins, die doch immer mit einer modernen, kulturellen Schicht überzogen ist.

Links und rechts des Bärenkopfes sind abstrahierte menschliche Figuren dargestellt. Diese Personen wurden im gleichen stilistischen Ansatz wie die Gesichter auf dem Buchstaben „N“ gestaltet, der für DYRs Handschrift typisch ist. Die Verbindung von leuchtenden Farben, prägnanten Gesichtszügen und spielerischen Accessoires zeigt DYRs einzigartige Pop-Art-Interpretation von Individualität und Diversität.

Der Hintergrund des Murals ist in dunklen, lebendigen Farbtönen gehalten, die die Figuren und den Bären hervorheben. Die stilistische Parallele zwischen dem Mural und dem Buchstaben „N“ schafft eine erkennbare Linie, die DYRs Handschrift unverkennbar macht. Diese Ähnlichkeit zeigt, wie er seine künstlerische Identität konsequent in verschiedenen Werken einsetzt und gleichzeitig neue Geschichten erzählt.

Karskione – Wenn Kunst, Geschichte und Musik vereint

Am Teufelsberg in Berlin verschmelzen Kunst und Geschichte zu einem einzigartigen Ort, an dem Kreativität keine Grenzen kennt. Der niederländische Künstler Karski Roy Valk, bekannt als Karskione, hat im Mai 2024, während der Live Street Art Woche ein beeindruckendes Wandgemälde geschaffen, das Geschichte, Musik und Kunst auf eindrucksvolle Weise miteinander verbindet.

Eine Hommage an Geschichte und Symbolik

Karskiones Mural zieht die Blicke sofort auf sich: Eine Frau mit nachdenklichem, melancholischem Ausdruck, umgeben von schwebenden roten und blauen Ballons. Bei genauem Hinsehen lassen sich 99 Ballons zählen – eine klare Referenz an Nenas ikonischen Song „99 Luftballons“. Dieses Lied thematisiert die Überwachung und Spannungen während des Kalten Krieges, eine Geschichte, die untrennbar mit der Vergangenheit des Teufelsbergs als Radarstation verbunden ist.

Karski beschreibt seine Inspiration so: „An diesem Ort hat man in der Vergangenheit die Russen überwacht. Wenn ich in Deutschland bin, habe ich diesen Song immer im Kopf. Es war daher der perfekte Ort, um diese Idee umzusetzen, besonders mit den großen weißen Ballons, die früher für die Radarsysteme verwendet wurden.“

Das Werk zeigt Karskiones charakteristische Handschrift: eine perfekte Balance zwischen abstrakten Elementen und realistischer Darstellung. Die schwebenden Ballons vermitteln Leichtigkeit, während Farbtropfen und Details das Mural lebendig wirken lassen. Die harmonische Farbpalette aus Blau- und Rottönen verleiht dem Werk sowohl eine nostalgische als auch zeitlose Atmosphäre.

Doch das Wandgemälde ist mehr als nur eine künstlerische Darstellung. Es ist eine Reflexion über die Geschichte des Teufelsbergs und die Bedeutung von Freiheit und Überwachung. Mit diesem Werk regt Karskione zum Nachdenken an und verbindet die Vergangenheit des Ortes mit der universellen Botschaft von Freiheit und Frieden.

Ein Leben für die Kunst

Karskione, geboren in den Niederlanden, ist eine feste Größe in der internationalen Graffiti- und Street-Art-Szene. Schon mit 10 Jahren begann er seine Reise in die Welt der Kunst, als er nachts heimlich aus dem Fenster kletterte, um seine ersten Werke zu sprayen. Diese Leidenschaft hat ihn nie losgelassen und ihn zu einem weltweit gefeierten Künstler gemacht.

Sein Stil zeichnet sich durch eine einzigartige Kombination aus Fotografie und Graffiti aus, die seinen Werken Tiefe und einen unverwechselbaren Charakter verleiht. Mit lebendigen Farben, dynamischen Details und außergewöhnlicher Kreativität schafft er Kunstwerke, die gleichzeitig abstrakt und realistisch wirken.

Doch Karskiones Kunst geht über Ästhetik hinaus. Er engagiert sich in gemeinnützigen Projekten, arbeitet mit Waisenkindern und gestaltet Murals in Ländern wie Simbabwe, um soziale Botschaften zu vermitteln und Gemeinschaften zu stärken. Seine Werke erzählen Geschichten – von der Vergangenheit, der Gegenwart und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Buchstabe I – Caro Pepe – Kreativität, die bewegt und inspiriert

Auf dem Teufelsberg vereint sich Geschichte mit moderner Kunst – ein Ort, an dem kreative Visionen Gestalt annehmen und Besucher*innen inspiriert werden. Eine der Künstlerinnen, die hier einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, ist Caro Pepe. Die argentinische Künstlerin und Muralistin, die seit 2012 in Berlin lebt, hat zwei beeindruckende Werke geschaffen: den Buchstaben „I“ für die #FreiheitBerlin-Installation und das Wandgemälde „Rebellion in the Carrousel“ im Rahmen des Power of Female Art Festivals 2024.

Visuelle Meditation

Caro Pepe hat mit ihrem Beitrag zur #FreiheitBerlin-Installation das Konzept von Freiheit in ihrer tiefsten, emotionalen Form interpretiert. Ihr Buchstabe „I“ ist nicht nur ein visueller Ausdruck, sondern auch ein philosophischer. Für Caro ist Kunst Freiheit – die Freiheit, Gefühle auszudrücken, Gedanken zu ordnen und sich von schweren Gedanken zu befreien. Sie beschreibt den kreativen Prozess als eine Art Meditation: „Kunst macht mich leichter, erfüllt mich, und befreit mich von unerwünschten Dingen.

Der Hintergrund des Werks zeigt gewundene, lebendige Pinselstriche in verschiedenen Schattierungen von Blau, die wie eine kraftvolle Bewegung wirken – als ob ein unsichtbarer Wind durch das Bild weht. Diese fließende Struktur verleiht dem Buchstaben eine besondere Energie und Dynamik, die Freiheit im Sinne von Bewegung und Veränderung darstellt.

Im Zentrum des Buchstabens befindet sich ein Zweig mit jungen, aufbrechenden Knospen. Dieses Motiv symbolisiert Wachstum, Neubeginn und die Befreiung von starren Strukturen. Die Knospen scheinen fast aus der Bewegung des Hintergrunds herauszuwachsen, was den Eindruck vermittelt, dass sie sich aus inneren Kräften emanzipieren. Dieses Zusammenspiel aus dynamischem Hintergrund und organischem Zentrum zeigt Caro Pepes Fähigkeit, visuelle und emotionale Ebenen miteinander zu verweben. Für Caro ist dieses Werk eine Reflexion über Freiheit als inneren Prozess: „Freiheit, die uns von belastenden Gedanken befreit, und Freiheit, die uns wachsen lässt.“

Introspektive Kunst

Caro Pepe begann ihre künstlerische Laufbahn in der Werbebranche als Art Director in Buenos Aires und Madrid, bevor sie sich entschied, ihre Leidenschaft für Kunst zu ihrem Lebensinhalt zu machen. Mit ihrem Umzug nach Berlin im Jahr 2012 startete sie ihre Karriere als freischaffende Künstlerin und Muralistin. Seitdem hat sie auf der ganzen Welt gemalt und ausgestellt – von Europa über Südamerika bis nach Asien.

Ihre Kunst ist geprägt von einer intimen Auseinandersetzung mit der emotionalen Welt. Besonders bekannt sind ihre „One-Eyed“-Frauen, die in vielen ihrer Werke auftauchen. Sie stehen für Subjektivität und die persönliche Wahrnehmung von Realität. „Wir alle sehen nur einen Teil der Wahrheit und definieren unsere Welt auf dieser Grundlage“, erklärt sie. Diese introspektive Sichtweise durchzieht ihr gesamtes Werk und macht es zu einer tief persönlichen und zugleich universellen Erfahrung.

Kraft und Veränderung

Neben dem Buchstaben „I“ schuf Caro Pepe während des Power of Female Art Festivals 2024 ein beeindruckendes Wandgemälde mit dem Titel „Rebellion in the Carrousel“. Dieses Werk, das auf der Wand der ehemaligen Kantine zu sehen ist, erzählt eine Geschichte von Resilienz und der Kraft, alte Muster zu durchbrechen.

In „Rebellion in the Carrousel“ steht die einäugige Frau im Mittelpunkt, umgeben von einem zerbrechenden Karussell. Das Karussell, ein Symbol für endlose Zyklen und repetitive Muster, wird von der Frau aktiv zerstört. Die fliegenden Fragmente und losen Bänder visualisieren den Moment der Befreiung – ein kraftvoller Akt des Durchbrechens und der Veränderung. Die Frau strahlt Entschlossenheit und Stärke aus, ihre Haltung ist aufrecht, und ihr Blick, obwohl nur mit einem Auge sichtbar, vermittelt Tiefe und Intensität.

Die technische Ausführung des Werkes unterstreicht die Dramatik und Symbolik. Caro Pepes Einsatz von Spray Paint, Acrylfarben und Wandemulsion bringt Bewegung und Lebendigkeit in die Szenerie. Die warmen Kupfertöne, kombiniert mit kühlen Blautönen, schaffen einen spannenden Kontrast zwischen der Stabilität der Hauptfigur und der Dynamik des zerfallenden Karussells. Aus der Nähe betrachtet offenbaren sich fein ausgearbeitete Details – wie die verzierte Mähne der Karussellpferde –, während das Werk aus der Ferne seine imposante Gesamtheit entfaltet.

Dieses Wandgemälde ist nicht nur eine ästhetische Leistung, sondern auch ein tiefgründiges Symbol für den Mut, aus alten Mustern auszubrechen. Es inspiriert die Betrachter*innen, über ihre eigenen Zyklen nachzudenken und den Schritt zur Veränderung zu wagen.