Alaniz – Mit Murals gegen Ungerechtigkeit
Wenn du durch Neukölln schlenderst, könnten dir kraftvolle Murals auffallen, die dich sofort in ihren Bann ziehen. Sie stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von Alaniz, einem argentinischen Street Artist, der hier lebte und tiefe Verbindungen zu den Menschen und Orten aufbaute, die bis heute seine Kunst prägen. Doch wer ist dieser Künstler, der Berlins Mauern und viele Städte weltweit zum Leben erweckt?
Von verlassenen Fabriken zur Street-Art
Alaniz begann seine Reise in der Street-Art-Szene 2011 in Berlin. Ohne formale Kunstausbildung entwickelte er selbst seinen eigenen Stil in den verlassenen Fabriken und Lost Places Berlins. Diese Orte boten ihm die Freiheit, ohne Einschränkungen zu experimentieren. Einer dieser Ort war der Teufelsberg, wo er bereits 2011, als der Ort noch nicht öffentlich zugänglich war, die Gebäude bemalte. Teufelsberg wurde für Alaniz im Laufe der Jahre zu einem kreativen Spielplatz, einem Ort, zu dem er immer wieder zurückkehrte, um neue Werke zu schaffen und sich weiterzuentwickeln. Der Ort ist für ihn nicht nur ein Platz künstlerischen Schaffens, sondern auch voller persönlicher Erinnerungen.
In dieser Zeit entdeckte Alaniz die Werke des italienischen Street Artists Blu, dessen monumentale Murals und innovative Techniken ihn tief beeinflussten. Besonders fasziniert war Alaniz von Blus Einsatz von Teleskopstangen und Farbrollern, mit denen er großflächige Wandbilder schuf. Alaniz übernahm diese Technik und entwickelte sie weiter, um kraftvolle Botschaften auf hohen Wänden zu hinterlassen.
Ein weiterer entscheidender Einfluss auf Alaniz’ Arbeit war die politische Rockmusik aus seiner Heimat Argentinien. Diese Musik, geprägt von Protest und Widerstand, inspirierte ihn dazu, Kunst als Mittel des politischen Ausdrucks zu nutzen. Für Alaniz geht es bei seiner Kunst nicht nur um Ästhetik, sondern auch um das Vermitteln wichtiger Botschaften und das Anprangern von sozialen Missständen. Mit seinen Murals setzt er sich aktiv gegen Rassismus, Segregation, Diskriminierung und soziale Ungleichheit ein.
Von Anfang an zeichnete sich Alaniz durch seine Leidenschaft aus, Kunst zu den Menschen zu bringen, die oft keinen Zugang zu Galerien oder Museen haben. Er sieht die Straßen als seine Leinwand und möchte mit seiner Kunst eine direkte Verbindung zum Publikum aufbauen. Für ihn ist es wichtig, dass Kunst nicht nur in exklusiven Galerien stattfindet, sondern direkt in den Straßen, wo sie von allen gesehen und erlebt werden kann.
Globale Verbindungen
Seit 2015 führt Alaniz ein nomadisches Leben – ein Lebensstil, der auch als Statement gegen Grenzen verstanden werden kann. Er reist von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, und hinterlässt überall Spuren seiner Kunst. Obwohl er Berlin 2016 offiziell verließ, kehrt er immer wieder zurück, um neue Projekte zu realisieren. Seine Werke sind geprägt von den Menschen und Traditionen, die er auf seinen Reisen kennenlernt. Er sucht nach den Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen und bringt diese in seinen Murals zum Ausdruck. Für Alaniz ist Kunst eine universelle Sprache, die Barrieren überwindet und Menschen zusammenbringt.
Wut und Frustration: Alaniz‘ poetische Kritik
Eines seiner bekanntesten Murals in Berlin entstand im Juni 2021 und befindet sich auf dem Teufelsberg. Dies Werk geht weit über reine Ästhetik hinaus und ist eine kraftvolle Kritik an den Ungerechtigkeiten der sogenannten Ersten Welt, die ihre Macht und Ressourcen nutzen, um andere Länder auszubeuten und zu unterdrücken.
In einem Gedicht bringt Alaniz seine Wut und Frustration über das System zum Ausdruck: „Scheiß auf deine Grenzen, deine Fronten, deine Spaltungen, deine Polizei und die Moral deiner Mutter, deine Kirche, deine Regierung, deine Ängste und Unsicherheiten, dein Ego und deinen unbegründeten Stolz. Scheiß auf deine Diskriminierung, deine Segregation, deine Religion, dein Geld und deinen luxuriösen Lebensstil. Scheiß auf dein Facebook, dein Instagram, deine Follower, deine Hater, deine Stalker und deine Freunde. Nichts davon spielt wirklich eine Rolle, wenn du Nationen überfällst, Länder zerstörst und Unschuldige ermordest, um dein System am Laufen zu halten. Du bist der schlimmste Abschaum der Erde.“
Diese Worte spiegeln die tiefe Enttäuschung über die Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten wider, die Alaniz in der Welt sieht. Für ihn symbolisieren die Grenzen, die mächtige Nationen ziehen, ihre Politik der Ausgrenzung und Ausbeutung. Obwohl die Technologien existieren, um globale Ungleichheiten zu lösen, fehlt es denjenigen, die die Macht haben, an Interesse, das Leben der Menschen zu verbessern.
Für Alaniz ist Kunst nicht nur Ausdruck, sondern auch ein Werkzeug des Widerstands und der Veränderung. Trotz der oft düsteren Themen in seinen Werken bleibt er ein Künstler, der an die Möglichkeit einer besseren Welt glaubt. „Jeder hat seinen Teil zur Veränderung der Welt beizutragen“, sagt er und ist überzeugt, dass auch die kleinsten Taten einen Unterschied machen können.
Wenn du mehr über Alaniz und seine Werke erfahren möchtest, komm vorbei und erlebe seine Kunst hautnah – sie erzählen die Geschichte eines Künstlers, der die Welt durch seine Kunst verändern möchte.